Lembke´s Eis- und Süßwarenhandel in Nettelnburg

Anna Lembke mit ihrem Eiswagen in der Klaus-Schaumann-Straße vor dem heutigen Haus Nr. 60. Das heutige Haus Nr. 46/48 ist noch nicht gebaut, also muss das Bild vor 1932 entstanden sein. Aufgenommen hat es der Hobbyfotograf Reimann, dessen Töchter in der Mitte des Bildes zu sehen sind. Dahinter, halb verdeckt, ist Anna Lembkes ältester Sohn Veddy zu sehen.

Unser Vater wurde Anfang der 30er Jahre arbeitslos. Um die Kasse aufzubessern, eröffneten wir einen Süßwarenhandel in der Nettelnburger Straße 6. Süßwaren aller Art, Kekse, alkoholfreie Getränke, Kaffee, Tee, Kakao und Speiseeis wurden verkauft. Später kamen Flaschenbier, Tabakwaren und das Verschließen von Dosen zur Einmach- und Schlachtzeit hinzu. Drei Sorten Eis wurden von Hand geschleudert: es gab Vannille, Schokolade und - je nach Gartensaison - Erdbeer- und Himbeereis. Das Speiseeis kam in Krüge und Holzbottiche mit Roheis verpackt auf unseren Blockwagen, der mit einem weißen Holzrahmen und drei blanken Hauben abgedeckt wurde. Unser Vater war nach der Arbeit durchnässt. Jetzt zog unsere Mutter mit dem Handziehwagen und mit großer Glocke um die Siedlung. Kinder, die kein Eisgeld bekommen hatten, erhielten Waffelbruch mit Eis von unserer Mutter. Zwei bis zweieinhalb Stunden dauerte die Rundfahrt; danach konnten wir Kinder das inzwischen weich gewordene restliche Eis auslöffeln.

Anna Lembkes Gewerbeschein aus den 30er Jahren

Am Eingang des Sportplatzes Nettelnburg errichteten unsere Eltern 1934 einen Verkaufspavillon mit Umkleidemöglichkeit für die Sportler. Netze, Eckfahnen und Stangen waren unter den Sitzbänken der Sportler verstaut. Zu den Siedlerfesten - die Umzüge endeten auf dem Sportplatz - wurde neben unserem Pavillon ein großes Festzelt aufgebaut. An solchen Tagen verkauften wir neben Süßwaren und Eis auch Knackwürste. Für uns Kinder waren dieses immer sehr aufregende Tage, denn wir mussten an vielen Brennpunkten mithelfen. Ladenschlusszeiten kannten unsere Eltern nicht.

Hermann Lembke

...und so hat es vielleicht mal in Farbe ausgesehen.

Ende der 30er Jahre erwarb Hermann Lembke sen. eine Konzession zum Verkauf von Tabakwaren.